Die Bakerzyste – eine flüssigkeits- gefüllte Ausstülpung in der Kniekehle

Definition

Die Bakerzyste verdankt ihren Namen dem englischen Chirurgen William Baker. Er stieß im 19. Jahrhundert bei einigen PatientInnen auf eine Zyste im Knie, genauer gesagt in der Kniekehle, und beschrieb dieses Phänomen als erster (Grosser, 2016).

Die Bakerzyste, auch Poplitealzyste genannt, ist eine flüssigkeitsgefüllte Ausstülpung in der Kniekehle. Bei dieser Flüssigkeit handelt es sich um die Gelenksflüssigkeit (Synovia), die bei starken Beanspruchungen vermehrt produziert wird.

Ursache

Die Entstehung ist hauptsächlich auf einen aus verschiedenen Gründen erhöhten Druck im Kniegelenk zurückzuführen (Grosser, 2016). Die Bakerzyste entsteht infolge einer Vergrößerung des Schleimbeutels (Bursa), der über einen sogenannten Zystenstiel weiterhin mit der Kniegelenkhöhle verbunden ist (Wang, Wang, Yuan, Liu, & Zhang, 2019). Poplitealzysten manifestieren sich selten allein und werden meist in Verbindung mit anderen intraartikulären (innerhalb des Gelenks) Pathologien diagnostiziert. Darunter versteht man unter anderem Entzündungszustände, wie Arthrose (chronische, degenerative Gelenkerkrankung), Meniskusrisse oder rheumatoide Arthritis (der Körper ruft selbst eine Entzündung im Gelenk hervor) gefunden (Herman & Marzo, 2014).

Ätiologie

Insgesamt leidet zirka fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung an einer Bakerzyste. 94% aller Bakerzysten sind mit einer Pathologie des Knies assoziiert. Die häufigste Erkrankung sind Meniskusverletzungen, gefolgt von einem vorderen Kreuzbandriss und/oder Knorpeldefekten (Herman & Marzo, 2014).

Symptome

Die Bakerzyste verursacht häufig keine Beschwerden. Mögliche Symptome sind Schmerzen in der Kniekehle, eine lokale Schwellung und ein Spannungsgefühl in der hinteren Knieregion bei der Kniegelenksstreckung und der maximalen Kniebeugung. Die Zyste ist in der Regel rund, glatt, mal größer, mal kleiner. In seltenen Fällen kann sie auf Gefäße und Nerven drücken und dann zu Komplikationen führen (Grosser, 2016).

Diagnostik

Die Diagnose einer Poplitealzyste ist meist sehr einfach und geschieht durch das Betrachten und das Abtasten der Kniekehle.

Die Magnetresonanztomographie (MRT) gilt im weiteren Verlauf als Goldstandardmethode (liefert den sicheren Beweis) für die Diagnose von Poplitealzysten (Wang et al., 2019). Zusätzlich zeigt ein MRT gleich weitere Verletzungen des Kniegelenks, welche ursächlich für die Zyste sein können und in weiterer Folge behandelt werden sollten.

Therapie

Normalerweise liegt die Therapie der Bakerzyste in der Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung, da die meisten dieser Zysten Folgen von mechanischen, entzündlichen und/oder degenerativen Problemen innerhalb des Kniegelenks sind. Der/dem PatientIn wird erklärt, dass die Poplitealzyste nach einer ordnungsgemäßen Behandlung der ursächlichen intraartikulären Verletzung verschwindet und dass eine chirurgische Entfernung der Zyste in der Regel nicht notwendig ist.

Langanhaltende oder massive Zysten können chirurgisch entfernt, punktiert oder verödet werden, wenn sie symptomatisch werden.

Bleibt die intraartikuläre Kniegelenksverletzung unbehandelt, ist die Entfernung mit einer hohen Rezidivrate (wiederkehrend Wiederkehren der Zyste) verbunden (Fritschy et al., 2006).

Im Falle einer Entfernung der Poplitealzyste umfasst die postoperative Therapie das Hochlagern des Beines, die Nichtbelastung für ca. 4 Tage, die Teilbelastung für 10 Tage, die Vollbelastung nach 2 Wochen und die Rückkehr zu vollen Aktivitäten nach 6 Wochen (Wirth & Rose, 1996).

Physiotherapie

Bei der Rehabilitation nach einer Kniegelenksoperation bzw. der Behandlung einer Bakerzyste ist es sinnvoll und äußerst hilfreich eine/n PhysiotherapeutIn zu konsultieren und in Anspruch zu nehmen. Physiotherapeutische Maßnahmen können zum einen helfen, die Symptome der Poplitealzyste zu reduzieren, zum anderen unterstützt ein/e PhysiotherapeutIn bei der Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit nach einer Operation. Hier finden unter anderem spezifisch und individuell angepasstes Kraft- und Beinachsentraining, sowie manuelle Maßnahmen und Übungen zur Wiedererlangung der Beweglichkeit Anwendung. Dies sind alles Methoden, die gelenkschonend dazu beitragen, die Strukturen rund um das Kniegelenk zu rehabilitieren, die Reizsituation zu lindern und um die festgelegten Ziele der/des PatientIn zu erreichen (Grosser, 2016).

Literaturverzeichnis

Fritschy, D., Fasel, J., Imbert, J.-C., Bianchi, S., Verdonk, R., & Wirth, C. J. (2006). The popliteal cyst. Knee Surgery, Sports Traumatology, Arthroscopy, 14(7), 623–628. https://doi.org/10.1007/s00167-005-0028-z

Grosser, M. (2016, Mai 26). Bakerzyste: Ursachen, Symptome, Behandlung. Abgerufen 19. September 2020, von NetDoktor website: https://www.netdoktor.de/krankheiten/bakerzyste/

Herman, A. M., & Marzo, J. M. (2014). Popliteal Cysts: A Current Review. Orthopedics, 37(8), e678–e684. https://doi.org/10.3928/01477447-20140728-52

Wang, J.-Y., Wang, K., Yuan, T., Liu, P., & Zhang, M. (2019). Diagnosis and therapy of popliteal cyst. China Journal of Orthopaedics and Traumatology, 32(2), 181–185. https://doi.org/10.3969/j.issn.1003-0034.2019.02.018

Wirth, C. J., & Rose, C. (1996). Der intraartikuläre Verschluß der Poplitealzyste. Operative Orthopädie und Traumatologie, 8(3), 232–238. https://doi.org/10.1007/BF02510284