Mausarm-Syndrom – Klicken bis der Arzt kommt

Heutzutage arbeiten wir kaum noch an Schreibmaschinen, Telegraphen, Fernsprechern oder schreiben Briefe auf Papier. Dieser technologische Fortschritt verbindet unsere Welt schneller als je zuvor. Im Computerzeitalter, wo alles digital verarbeitet wird, hat sich doch ein analoges Eingabegerät seit den 1970ern etabliert und ist auch heute am Arbeitsplatz nicht mehr wegzudenken – die Maus. Diese durch Microsoft und MacIntosh in den 1980ern bekannt gewordene Mensch-Maschinen-Schnittstelle ist aufgrund ihrer analogen Verwendung besonders beliebt.

Arbeitsplätze haben sich verändert und auch privat sitzen wir immer mehr Stunden vor dem PC. Exzessive Verwendung der Computermaus kann damit zusammenhängende Schmerzen und Probleme hervorrufen, die als „Mausarm Syndrom“ bezeichnet werden. Es können dabei Schmerzen im Bereich des Ellbogens und/oder Unterarms auftreten bzw. Beschwerden in der Hals-Nacken-Schulterregion.

Dieser Artikel beschäftigt sich vorrangig mit Ellbogen-/Unterarmbeschwerden im Zusammenhang mit intensiver Verwendung der Computermaus und welche Maßnahmen dagegen unternommen werden können.

Der Begriff Mausarmsyndrom wurde vor allem Anfang der 2000er Jahre wissenschaftlich erforscht. Gleich vorweg, die Beschwerden und Schmerzen im Unterarm sind real und lästig, jedoch kein Grund zur Sorge. In groß angelegten Studien mit bis zu 7000 Personen entwickelten nur 5% einen Tennisellbogen (Epicondylitis lateralis), nur 1% einen Hausfrauendaumen (Tendovaginitis de Quervain) und nur 0.2% hatten Zeichen einer Nerveneinengung. (Kryger, 2003) Computerarbeiten per se erhöht auch nicht das Risiko ein Karpaltunnelsyndrom zu entwickeln. (Thomsen, 2008)

Nichtsdestotrotz schmerzt ein Mausarm und schränkt einem im Alltag ein. Bekannt ist, dass Frauen leichter einen Mausarm entwickeln als Männer. (Rempel, 2006) Weiters spielen arbeitsorganisatorische bzw. arbeitspsychologische Faktoren eine große Rolle (z.B. Stress bzw. der Arbeitsdruck, das Arbeitsausmaß, die Jobzufriedenheit und die Kontrolle über die Arbeitsbelastungen).

Physio-Freudensprung_Mausarm-Blog-Foto-01
Die Dosis macht das Gift

Grundsätzlich ist die Computerarbeit selbst kein Risikofaktor, der zu vermehrten Problemen führt. Der Computer ist also nicht die Ursache allen Übels. Sondern es sind die Dauer und die Monotonie, die das Risiko auf körperliche Beschwerden erhöhen. Wie bereits im Blogbeitrag Sitzen so gefährlich wie Rauchen erklärt wurde ist eine lang eingenommene monotone Arbeitshaltung ein treibender Faktor für Wirbelsäulenbeschwerden.

Die Gestaltung des Arbeitsplatzes ist ein wesentlicher Faktor, ob während der Computerarbeit kleine Bewegungen eingebaut werden oder nicht.

Eine unergonomische Haltung ist für das Schreiben einer kurzen Email am Handy sicherlich verkraftbar – wenn ich jedoch stundenlang Bilanzen vergleiche oder Berichte schreibe wird die Haltung und die Arbeitsplatzgestaltung wichtiger.

Anpassungen

Neben einer guten Haltung ist die Arbeitsplatzgestaltung entscheidend. Eine deutliche Erleichterung der Symptome erreichte man, wenn man die Unterarme ablegen kann. (Rempel, 2006. Ullman, 2003) Weiters ist es wichtig der Maus genügend Platz am Schreibtisch zu geben. Es muss möglich sein den Unterarm auch hinter der Maus abzulegen, sodass sich der Arm nicht nach außen drehen muss. Weitere Informationen zur idealen Arbeitsplatzgestaltungen und zur richtigen Haltungen finden Sie in folgenden Blogbeiträgen: Der dynamische Arbeitsplatz und Prinzipien der richtigen Körperhaltung

Physio-Freudensprung_Mausarm-Blog-Foto-02
Die Maus

Es scheint hilfreich eine Computermaus zu wählen, bei der man die Hand nicht stark hochstrecken bzw. zur Kleinfingerseite abwinkeln muss. (Ullman, 2003) Je nach Hand- und Fingergröße variiert somit die „ideale“ Maus. Ein Mousepad mit Handballenpolster kann hier unterstützen.

Physio-Freudensprung_Mausarm-Blog-Foto-03

Früher, als es noch die Kugelmäuse gab, war die Verwendung eines Mousepads empfohlen, weil es die Bedienung vereinfachen sollte – vor allem, damit man nicht so viel Staub und Schmutz mit der Kugel aufsammelte. Durch die Verwendung von Lasermäusen wurde dieses Problem gelöst. Das Mousepad optimiert jedoch auch den Widerstand, der aufgewendet werden muss um die Maus zu bewegen. Meist „reserviert“ das Mousepad auch einen Platz am Schreibtisch, in dem sich die Maus frei bewegen kann. Aus diesem Grund sind die heutigen Mousepads größer als früher.

Je nach Arbeitsanforderung macht es auch einen Unterschied ob man mit der Maus kleine, präzise Bewegungen durchführen muss (z.B. bei der Fotoretusche als Grafiker), oder ob man große Bewegungen über mehrere Bildschirme macht (z.B. als Programmierer oder Supervisor). In den Mauseinstellungen Ihres Betriebssystems kann man bei jeder Maus die Mauscursorgröße, sowie die Cursor- und Scrollgeschwindigkeit einstellen. Es empfiehlt sich damit zu experimentieren bis Sie die optimalen Einstellungen für Ihre Tätigkeiten gefunden haben.

Wenn Sie während Ihrem Arbeiten immer wieder zwischen kleinen präzisen und großen Mausbewegungen wechseln empfiehlt es sich eine Computermaus anzuschaffen mit einstellbaren dpi-Stufen. Durch eine extra Taste an der Maus kann die Empfindlichkeit der Mausbewegung variiert und so an Ihre Arbeitserfordernisse angepasst werden. Da Computerspieler solche Mäuse auch aufgrund unterschiedlicher Anforderungen ihrer Spiele verwenden, finden Sie auch in dieser Sektion tolle und preiswerte Produkte zum Arbeiten.

Das Arbeiten

Kryger et al. haben 2003 herausgefunden, dass die exzessive Verwendung der Computermaus ein stärkeres Risiko für Unterarmschmerzen ist als die intensive Benutzung der Tastatur. Dem zur Folge empfiehlt sich die Verwendung von Tastenkombinationen und Programmfeatures.

Quellen:

Kryger, A. I., Andersen, J. H., Lassen, C. F., Brandt, L. P., Vilstrup, I., Overgaard, E., Thomsen, J. F., & Mikkelsen, S. (2003). Does computer use pose an occupational hazard for forearm pain; from the NUDATA study. Occupational and environmental medicine, 60(11), e14. https://doi.org/10.1136/oem.60.11.e14

Lassen, C. F., Mikkelsen, S., Kryger, A. I., & Andersen, J. H. (2005). Risk factors for persistent elbow, forearm and hand pain among computer workers. Scandinavian journal of work, environment & health, 31(2), 122–131. https://doi.org/10.5271/sjweh.859

Rempel, D. M., Krause, N., Goldberg, R., Benner, D., Hudes, M., & Goldner, G. U. (2006). A randomised controlled trial evaluating the effects of two workstation interventions on upper body pain and incident musculoskeletal disorders among computer operators. Occupational and environmental medicine, 63(5), 300–306. https://doi.org/10.1136/oem.2005.022285

Thomsen, J. F., Gerr, F., & Atroshi, I. (2008). Carpal tunnel syndrome and the use of computer mouse and keyboard: a systematic review. BMC musculoskeletal disorders, 9, 134. https://doi.org/10.1186/1471-2474-9-134

Ullman, J., Kangas, N., Ullman, P., Wartenberg, F., & Ericson, M. (2003). A new approach to the mouse arm syndrome. International journal of occupational safety and ergonomics: JOSE, 9(4), 463–477. https://doi.org/10.1080/10803548.2003.11076583